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Ostergruß des Dechanten

Sr. Jutta Gehrlein, Pfarrbriefservice

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich lese in einer aktuellen Zeitungskolumne: „Der stabilste deutsche Konsens lautet: Früher war alles besser, normal eben. Dahin wollen wir zurück. Nostalgie ist die Utopie der Bequemen. Denn dieses „Normal“ ist die Ausnahme, die Ruhe und Sicherheit, Urlaub und Rente, das Leben als Rundumsorglospaket. Ein solches Leben ist nicht normal, schon gar nicht ewig, sondern historischer Glücksfall. Normal bedeutet auf diesem Planeten meist Mangel, Gewalt, Krieg, Flucht, Diktatur. Was nicht normal ist: Frieden, Demokratie, Wohlstand, Gerechtigkeit, Funktionieren.“

Für uns Getaufte kann und darf Bequemlichkeit kein Lebensmotto sein. Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden und hat sich auf die Untiefen des menschlichen Lebens eingelassen. Er ist nicht auf einer Überholspur der Direkterlösung durchgestartet zum Licht des Osterfestes. Er hat mit seiner Familie, mit seinen Freunden, mit seinem Volk Israel Flucht, Verfolgung, Fremdherrschaft, Verlogenheit, Trauer, Verrat, Folter und den Tod am Kreuz erlebt. Verhängsnisvoller, katastrophaler, tragischer, dunkler konnte sein Ende auf Erden nicht sein.

Gott hat uns in Jesus sein Beispiel gegeben, wie wir gegen alle Brutalität und Menschenverachtung im Alltag immer wieder Taten der Zuneigung und Ermutigung setzen können: Er suchte den Kontakt zu den Kranken, Schwachen, Ausgegrenzten und Sündern und zeigte aus seinem Vertrauen zum Vater im Himmel Wege der Erneuerung. Und er selbst fand noch am Kreuz die Kraft, sein Leben in Gottes Hand zu legen.

Dieser Hoffnungsschimmer wurde von seinen Freundinnen und Freunden zunächst übersehen. Sie hatten sich darauf eingestellt, dass sie dauerhaft an seinem Grab trauern müssen.

Als Jesus drei Tage später und auch noch danach als der Auferstandene in Ihre Mitte trat, steigerte das eher noch Ihre Verzweiflung und erst langsam begriffen sie, dass der Tod nicht die letzte Macht ist, sondern die Liebe Gottes.

„Der Friede sei mit euch!“ ist der österliche Gruß Jesu. Nehmen wir diese Zusage in unser Herz und stehen wir auf als Getaufte und arbeiten gegen Krieg und Vertreibung für Gerechtigkeit und Frieden in der Ukraine, in unserem Europa und rund um die Welt!

Ihr Ludger Plümpe, Dechant