Kirchenmusik

Rückblick auf den Orgelsommer 2023

Oliver Schaper Der 9. Orgelsommer in der Propsteikirche ist vorüber und hatte, wie jedes Jahr, Gäste aus nah und fern, regional und international, gerahmt von zwei Konzerten gespielt von Simon Daubhäußer.

Peter Volbracht, Leuchtturmkirchenmusiker in Hüsten, Kollege im Erzbistum, spielte ein Konzert zum Wiedererkennen: Bekanntes und Vielgespieltes wechselten ab mit teils entlegenen Perlen der romantischen Epoche. Von der Stimmung her wie ein Sommerkonzert auf einer Strandpromenade.

Der Großmeister des historisch informierten Orgelspiels, Léon Berben, präsentierte große Bachwerke in unbekannt-schlüssigen Phrasierungen neben beinah unbekannten Werken von Müthel und Oley. Sein meisterliches Registrieren und die vollendete Beherrschung des Instruments öffnen die Ohren zum interessierten Neuhören von Standardwerken des Repertoires.

Christian Domke stellte sein Programm unter das Motto „Seelenmusik“, um entlang der Stimmungsbilder des 42. Psalms Werke von Bach, Duruflé, Ligeti und Widor aufzufädeln. Dazu eine mehrsätzige Improvisation in verschiedenen Stilen über ein Thema Viernes und eine Adhoc-Improvisation über das Gedicht von Joseph Brodsky „Die Nächte im Juli sind mild und geheim“ worin der Jazztrompeter Gillespie auftaucht und mit seinem Jazzstandard „A Night in Tunesia“ musikalisch verbunden wurde.

Tamás Bódiss, Leiter der Kirchenmusikabteilung in Budapest, Organist der Kirche am Kálvin Platz, Herausgeber des neuen lutherischen Gesangbuchs Ungarns und Vorsitzender des ungarischen Kirchenmusikerverbands, hatte den Choral „Nun lob mein Seel den Herren“ als roten Faden seines Programms gewählt und Werke von Frühbarock bis Spätromantik zusammengestellt, die alle Bearbeitungen dieser Melodie waren.

Mario Hospach-Martini vom Bodensee angereist, hatte mehrsätzige Suiten und Partiten im Gepäck mit Hilfe derer er unglaublich viele, kundige, klangschöne Hörmomente an der Mühleisen-Sauer-Orgel zeitigte. Schlussendlich kulminierte alles in Francks Choral in E-Dur dessen rauschendes Plenum endlich sehnlichst erwartet wurde.

Das Auftaktkonzert Simon Daubhäußers war geprägt durch die vor 300 Jahren komponierten Inventionen Bachs in Gegenüberstellung zu vier Sätzen aus Messiaens Livre du Saint Sacrement. Im letzten Konzert erklangen erstmals zwei- bis vierstimmige Kontrapunktstudien des Hörder Komponisten Eduard Wilsing, dessen Lebenspunkte an die Propsteikirche gegrenzt hatten. Dazu rauschende Frankophonie mit Franck und Widor sowie 12 Choralpreludien über gregorianische Themen von Jeanne Demessieux. Von anfänglich 80 Besuchern, über meist 100-160 Zuhörer:innen in den übrigen Konzerten, sprengte das Letzte mit weit über 200 Gästen den diesjährigen Rahmen. Als Klangmarke der sommerlichen Kulturlandschaft Dortmunds hat sich der Orgelsommer der Propsteikirche längst etabliert und ist alljährlich - ungetrübt von Pandemie, heißesten Sommern usw. … - bei freiem Eintritt zugänglich für Jede/n, die/der sich interessiert.

 

Die Termine für den 10. Orgelsommer im Jahr 2024 stehen bereits fest:

05.7. Florian Dengler (München) Gesang & Simon Daubhäußer Orgel

12.7. Hannelore Höft (Unna)

19.7. Richard Walker (Shrewsbury)

26.7. Simon Johnson (London)

02.8. Konrad Schäfer (Arnstadt)

09.8. Bert den Hertog (Den Haag)

16.8. Simon Daubhäußer

 

Herzlich Willkommen - und wer bis dahin den Klang der Orgel nicht missen möchte, kommt in die Gottesdienste oder kauft sich eine der beiden CDs in der Bonifatius-Buchhandlung oder im Pfarrbüro.

 

DKM Simon Daubhäußer